Der Siegeszug der Rollatoren

Die rollbaren Gehhilfen sind aus dem Straßenbild nicht mehr wegzudenken. Die Verkehrswacht empfiehlt den Führerschein.

Zwickau. Der Rollator ist nach Ikea und dem Absolut-Wodka vielleicht Schwedens größter Exportschlager. 1978 wurde die rollbare Gehhilfe von Aina Wifalk erfunden, einer jungen Frau, gehbehindert aufgrund einer Kinderlähmung. Zunächst schleichend, dann sprunghaft hat sich die Erfindung auch in Deutschland durchgesetzt. Allein im Jahr 2007 wurden hierzulande über 500.000 Exemplare verkauft – es wird geschätzt, dass es mittlerweile über zwei Millionen Rollatoren gibt. “Angesichts dieser Dimension avancieren die Gehwagen immer mehr zum sicherheitsrelevanten Faktor im Straßenverkehr”, erklärte die Deutsche Verkehrswacht in einer Stellungnahme Ende Januar.

Jens Möse, Chef der Verkehrswacht Zwickauer Land, verleiht schon seit 2012 den Rollator- Führerschein. “Es ist nur ein buntes Stück Papier und nur symbolisch gemeint – aber unsere Schulungsteilnehmer nehmen das sehr ernst”, sagt er. Gut zehn Jahre hat es gedauert, bis das erste Sanitätshaus in Deutschland Rollatoren anbot. Inzwischen gibt es die Geräte sogar im Baumarkt, und der Trend geht zum Zweitrollator: aus Holz, farblich passend zu den Möbeln. “Vielen, gerade älteren Menschen hat der Rollator die Mobilität zurückgegeben”, sagt Jens Möse und erinnert an die Bilder von Menschen, die sich mit zwei Krücken abmühen. Allerdings: Ohne Rollator sind sie aufgeschmissen. “Deshalb bekommen es viele einfach mit der Angst zu tun, wenn beispielsweise der Straßenbelag von Asphalt auf Kopfsteinpflaster wechselt und der Rollator blockiert”, sagt Möse.

Jährlich bietet er etwa zehn Kurse für Rollatornutzer an. “Die Nachfrage ist sehr gut. An manchen Kursen haben bis zu 35 Leute teilgenommen”, sagt Möse, der zunächst einzelne Funktionen erklärt wie “Wo setzt die Bremse an?” oder “Wie hoch sollten die Griffe eingestellt sein?” (etwa in Höhe der Handgelenke). Anschließend geht es auf den Hindernisparcours. “Die größte Hürde sind zu hohe Bordsteine. Vielen älteren Gehbehinderten fehlt die Kraft, die Vorderräder des Rollators anzuheben. Wir üben
Techniken. Bei wem es gar nicht geht, dem empfehlen wir, eine Ankipphilfe nachzurüsten”, erklärt Möse. Die Ankipphilfe funktioniert in etwa so wie das Pedal an einem Treteimer. Neuere oder teurere Modell haben sie meist serienmäßig

“Viele Senioren sind dankbar, dass sich jemand wirklich mal eineinhalb Stunden Zeit nimmt und in Ruhe erklärt, wie das Gerät funktioniert und was man noch alles damit machen kann”, sagt Möse. Wenn man die Feststellbremse benutzt, könne man den Rollator zum Beispiel als Stütze benutzen, um sich auf einen Stuhl zu setzen oder wieder hochzuziehen, sagt der 46-jährige Polizist.

Da die Verkehrswacht bald umzieht, steht der Termin für die nächste Rollatorschulung noch nicht fest. Sie findet voraussichtlich Anfang im April in Werdau statt.

www.verkehrswacht-zl.de
erschienen am 22.02.2014 ( Von Christian Gesellmann)